Eine mütterlicherseits "überbehütete" Familie, witzige Dialoge bis hin zu einem veritablen "Familienknatsch": Die TG Ruswil spielte "Das Fenster zum Flur". Und das sehr erfolgreich.
Acht total ausverkaufte Aufführungen im Saal vom Gasthaus Rössli in Ruswil. Die Familie Weber und insbesondere Mutter Anni Weber zogen das Publikum knappe zwei Stunden lang in ihren Bann. Die zum Teil erwachsenen Kinder Helen, Inge und Herbert, aber auch Enkelkind Lucie und Vater Karl, fühlen sich in der Parterrewohnung zwar grundsätzlich sehr wohl. Und sie schätzen, wie die Mutter für alle und alles sorgt. Aber zu viel ist auch für sie zu viel. So kommt es zu turbulenten Szenen und Begegnungen in dieser Wohnung, in welcher das "Fenster zum Flur" nur einen kleinen Blick ins Treppenhaus zulässt. Man sieht aber jeweils nur die Beine jener Person, welche gerade mit Frau Weber sprechen will. Oder um Einlass begehrt, wie Helen, welche mit ihrer Tochter Lucie aus Amerika zurück in die Schweiz gereist ist.
Und Helen ist es auch, welche mit ihrer "amerikanischen" Lebensgeschichte das Familien-Idyll beinahe zum Einstürzen bringt. Dass sich am Ende trotzdem scheinbar alles wieder zum Besten wendet, ist kein Happy-End mit Rosamunde-Pilcher-Zuckerguss. Sondern die Folge einer ganz und gar spannenden, sich immer wieder ändernden Geschichte mit einem Handlungsstrang, der das Publikum von Anfang bis zum Ende fesselt und bestens unterhält.
Die Theatergesellschaft Ruswil spielte dieses herrliche Volksstück mit grosser Lust am Theater und sehr viel spielerischer Verve. Herauszuheben ist vor allem Mutter Weber, gespielt von Helene Müller. Frau Weber muss erkennen, dass jeder Mensch sein eigenes Leben führen will und muss. Und dass sich das Schicksal nicht dirigieren lässt... Wie sie am Ende den Draht zu ihrer Familie wieder findet, ist von den Autoren brillant eingefädelt. Und von Helene Müller beeindruckend gespielt.